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Material einladen, sichten, Rohschnitt erzeugen
#1
Kurzer Abriss:
Ich arbeite mit meiner Produktionsgesellschaft in der Postproduktion (schneide, mische, farbkorrigiere und mastere), hatte früher auch gedreht und seit etwa 20 Jahren ausschliesslich längere Formate ab 30min für größtenteils öffentlich rechtliche Sendeanstalten. Überwiegend Reportagen, dann auch Dokus und investigative Stücke, Reiseberichte etc. fix und (sende)fertig.
Seither hatte ich verschiedene Schnittsysteme unter der Hand, angefangen wie so oft mit AVID MediaComposer. War zu dem Zeitpunkt DAS notlineare Schnittsystem schlechthin, vorher hatte ich schon „klassisch“ am „Drei-Maschinen-Schnittplatz“ (zwei Zuspieler und ein Rekorder in BetacamSP, Bild- und Tonmischer dazwischen und Schnittsteuerung). Dann kam überraschend von Apple FinalCut Pro auf dem Markt (das alte, nicht das heute bekannte zwischenzeitlich FCPX genannte) und krempelte den Markt um. Durchaus professionell, für wenig Knete. Damit arbeitete ich lange Zeit, auch wenn es parallel schon das neue FCPX gab. 2011 begann ich, mit DaVinci Resolve die Farbkorrektur für unsere Produktionen zu übernehmen und auch für andere Produktionshäuser und Sendeanstalten anzubieten. Damals war es ein reines Farbkorrektursystem. Mit Version 15 oder 16 glaube ich, bin ich dann umgestiegen auf Resolve als alleinige Schnittlösung. FCPX hat bemerkenswerte Funktionen, „trackless design“ und „magnetic timeline“ sind spannend, aber das Korsett ist zu straff für meine Arbeitsweise. Adobe kam aus Gründen nicht in Betracht und mit DaVinci Resolve Studio bin ich recht zufrieden. Ich unterrichte Schnitt, schule regelmäßig Cutter und anderes Personal bei verschiedenen Öffis und arbeite dann im Auftrag einer bekannte Medienakademie aus dem Broadcast-Umfeld.

Ich kann ja mal skizzieren, wie ich an eine Reportage rangehe, das Drehmaterial sichte und bis zum fertigen Film bringe. Dabei möchte ich ausschliesslich nicht behaupten, das sei der Weg, aber vielleicht stecken Anregungen drin.

Schnell noch ein paar Eckdaten, Ziel soll beispielsweise sein, 45min Reisereportage für ein Format wie „Länder – Menschen – Abenteuer“. Vielleicht 10 Drehtage mit jeweils zwei Stunden Drehamaterial je Tag. Üblicherweise eine Kamera, aber die Technik variiert. So meistens Schultercamcorder, selten auf Stativ. Öfter mal auch Gimbal, Drohne und kleine CrashCam wie GoPro. Format solcher Produktionen ist üblicherweise für TV 1080i25. Wohlgemerkt, Produktionsformat. Nicht Aufzeichnung, nicht schlussendliche Sendung (letztere bei den Öffis derzeit noch 720p50). Bei besonderen Redaktionellen wünsch gern auch 1080p25 (technisch gesehen als 1080psF25). Bei solchen Produktionen arbeiten wir Kamera-seitig (Sony FX9/FX6/FX3, DJI Drohne und GoPro) in 2160p50 (UHD). Projekt in Resolve meistens in 1080p50 angelegt, das erforderliche „re-interlacing“ zu 1080i25 erfolgt bei der schlussendlichen Ausgabe. Bei 1080p25 Produktionen wird in 2160p25 gedreht und 1080p25 geschnitten. Selten direkt in UHD, kommt aber auch vor, sinnvoll bei immer stärker werdenden Zweitverwertung in neu kadriertes „Hochkant“ 9x16 für soziale Netze.


Wie gehe ich mit dem Material um, wie ordne ich es?

Ich gehe mal von aus, mein gesamtes Material liegt auf meinem RAID vor, ich erspare mir jetzt Ausführungen von Kopien der Kameramedien auf externe Festplatten und Backups während des Drehs. In einem Ordner, ich nenne ihn mal „Drehmaterial“ liegen weitere Unterordner, benannt nach den Drehtagen (Tag-01, Tag-02 etc) oder Drehorten. In diesen Ordnern liegen die „Drehbänder“, geordnet nach Datum und Kamera. Darin kann also ein Ordner namens „2025-07-03__FX6“ liegen. Vorangestelltes Datum im Format YYYY-MM-DD ist durchaus sinnvoll, da sich solche Ordner später sehr gut einsortieren. Die rückwärtige Schreibweise ist zwar nicht so geläufig, man gewöhnt sich jedoch schnell daran. Und in diesen Ordnern befinden sich eben die MediaClips. Nicht besonders aufregend, oder?

Um jetzt diese auf der Festplatte geschaffene Struktur auch 1:1 in Resolve als Bin inklusive Unter-Bins abzubilden, ist kein großer Trick notwendig: Einfach den obersten Ordner „Drehmaterial“ per drag’n drop in Resolve in die Edit Page (Modul Montage) ziehen. Dabei ist etwas Entscheidendes zu beachten! Den Ordner ausschließlich in den Bereich „Bin Liste“ ziehen, Wenn nicht vorhanden, dann aufklappen. Also dort, wo als erster Punkt „Master“ steht.
Zieht man es in den Bereich, wo die Clips, Timeline etc liegen, werden sämtliche Clips ungeachtet ihrer Herkunft dort reinpurzeln. Ziehst du es in die Bin-Liste, werden augenblicklich Bins mit Content erzeugt und korrekt benannt.

Damit habe ich schon mal eine wunderbare Struktur, n der Bin-Liste sehe ich meine Bins, die ich aufklappen kann, exakt so bezeichnet wie auf meinem RAID angelegt. In der Darstellung benutze ich in den meisten Fällen die Listendarstellung, Vorschaubilder interessieren mich nicht wirklich. Hier bin ich flexibel in der Auflistung, in der Sortierung und Anzeige mir wichtiger Parameter. Hier kurz mal ein Hint: In der Listendarstellung gibt es verschiedene Spalten. Oben in die Spalte geklickt, kann ich nach jeweiliger Spalte auf- oder abwärts sortieren lassen. Ich kann die Spaltenköpfe anfassen und in einer mir genehmen Reihenfolge neu arrangieren. Rechtsklick auf einen beliebigen Spaltenkopf, hier kann ich anwählen, welche Spalten ich überhaupt sehen möchte. Im Menü „Arbeitsbereich“ kann ich „Layout-Voreinstellungen“ festlegen, überschreiben, neu anlegen, importieren.



So, habe mir gerade die Finger wundgetippt. Teil1 ist abgeschlossen. Im nächsten Teil gehts dann darum, wie ich sinnvoll mit diesem Material umgehe, wie ich das effizient sichte und wie ich zu meinem Rohschnitt komme.
Edit1: Mac Studio M3 Ultra, UltraStudio 4K Extreme 3, Promise Pegasus32 R8
Edit2: MacPro 7.1 (Intel), 2x Radeon VII, DeckLink 4K Extreme 12G, Promise Pegasus32 R8
jeweils macOS Sequoia, DaVinci Resolve Studio 20, professionelle Abhöre, Sprecherkabine mit Talkback und vieles mehr …
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Nachrichten in diesem Thema
Material einladen, sichten, Rohschnitt erzeugen - von Apfelnico - 03-07-2025, 20:03 20

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